Nachgefragt bei der Expertin aus dem Personalbereich: Worauf achten Sie bei einem Bewerbungsgespräch besonders, was gibt oft den Ausschlag bei der Entscheidung für oder gegen eine/n Kandidatin/en?

Wenn wir uns dafür entschieden haben, Sie kennenzulernen, können Sie davon ausgehen, dass uns Ihre Unterlagen gefallen haben – ein guter Grund positiv in das Gespräch zu gehen! Wichtig sind natürlich die Basics: Pünktlichkeit, Anrede, angemessene Kleidung.

Angemessene Kleidung bedeutet in etwa so, wie in dem Unternehmen, für das Sie sich bewerben, üblich. Sie können das gerne beim Telefonat bezüglich des Termins hinterfragen. Wenn Sie in Kostüm oder Anzug erscheinen, ist es auch legitim, am Beginn des Gespräches darum zu bitten, die Jacke bzw. das Sakko ablegen zu dürfen – meist wird einem in der Nervosität heiß, und Sie müssen sich das Gespräch nicht selbst schwerer machen.

Fast noch wichtiger als Ihre Antworten auf meine Fragen sind mir Ihre Fragen: was will die Kandidatin / der Kandidat über die Stelle, das Team, die Unternehmensstrategie, die Arbeitsgewohnheiten, seine potentielle Führungskraft etc. wissen? Welche Frage stellt er/sie zuerst? Das ist eine einmalige Chance: was immer Sie hier nicht fragen, werden Sie vielleicht nie wieder erfahren. Also nutzen Sie diese Gelegenheit – zumal es für mich tatsächlich mitentscheidend ist, was und in welcher Reihenfolge von Ihnen gefragt wird.

Hier ist natürlich auch Raum für Themen Ihrerseits: wenn Sie beispielsweise Teilzeit arbeiten wollen, sollten Sie hier unbedingt die gewünschte Arbeitszeitverteilung ansprechen. Sofern Sie bestimmte Daten wie Schulungen, Urlaube etc. schon fixiert haben, sollten auch diese erwähnt werden um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden. Es ist auch legitim anzusprechen, dass Sie an bestimmten Tagen zu fixen Zeiten das Unternehmen verlassen müssen, trotz All-in-Verträgen. Es gilt auch hier: dies ist die einmalige Chance wichtige Themen im Vorfeld zu klären. Nützen Sie diese und bereiten Sie sich gut vor, um Ihre Themen parat zu haben.

Diese Frage wurde beantwortet von Christina Kienzer

Christina Kienzer ist als Personalleiterin in einer Schwesterfirma von Baumit tätig und für sämtliche Personalagenden inkl. Personalverrechnung verantwortlich.

Wie kann ich mich am besten auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?

Sich fundiert, umfassend und detailliert auf das Bewerbungsgespräch vorzubereiten, ist die beste Grundlage, um sich gut, überzeugend und souverän präsentieren zu können. Das bedeutet, keine starren Erwartungen zu haben, keine Fragen oder Themen als unwichtig abzutun und unter den Tisch fallen zu lassen und keine vorgegebenen Antworten einfach zu übernehmen.

Gute Vorbereitung heißt:

– sich mit dem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle beschäftigen

– über sich selbst nachdenken und sich eigene Antworten zu den Standardfragen erarbeiten

– allgemeinen und pauschalen Begriffen wie engagiert, belastbar, teamfähig usw. auf den Grund gehen und klären, inwiefern und warum man sich selbst so beurteilt

– die Frage aller Fragen ausführlich für sich beantworten können, nämlich: Warum sollten wir gerade Sie einstellen? Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass wir uns für Sie entscheiden?

Es lohnt sich, Zeit und Energie in eine breite und fundierte Gesprächsvorbereitung zu investieren. Nicht nur, weil Sie dann viel flexibler sind und auch mit unerwarteten Fragen gut umgehen können. Sondern auch, weil die gute Vorbereitung sich positiv auf Ihr Selbstbewusstsein, Ihre Ausstrahlung und das gesamte Auftreten auswirkt.

Was mache ich, wenn ich selbst im Bewerbungsgespräch gar nicht zu Wort komme, weil der/die Personalverantwortliche so viel redet?

Das Beste wird sein, Sie warten eine Gesprächspause ab und haken dann konkret ein. Wenn Ihr Gegenüber etwas sagt, wozu Sie eine konkrete Frage haben oder aber etwas beitragen möchten, können Sie mit einer begleitenden Geste höflich unterbrechen: „Weil Sie gerade …. erwähnt haben, ich würde gerne wissen, wie…“ Falls der/die Personaler/in Ihnen keinerlei Fragen zu Ihren persönlichen und fachlichen Qualifikationen stellt sollten Sie diese Informationen von sich aus beisteuern. So können Sie zum Beispiel Ihre Anmerkungen und Fragen mit entsprechenden Hinweisen „spicken“. Wie etwa: „Ich möchte gerne mehr über die Tätigkeit erfahren. In meiner letzten Position habe ich Projekte eigenverantwortlich abgewickelt. Da ich sehr selbständig arbeite ist es für mich wichtig, wie die Arbeitsweise in dieser Tätigkeit ausschaut.“

Im Lebenslauf liste ich ja beim Praktikum auch die Tätigkeiten auf. Wie kann ich die Frage „Was waren die Haupttätigkeiten in Ihrem Praktikum?“ nun im Gespräch ansprechend beantworten?

Aus den Bewerbungsunterlagen kann die Personalchefin oder der Personalchef vorab in groben Umrissen erkennen, was die Inhalte Ihrer Tätigkeit waren. Mit der praxisbezogenen Frage möchte Ihre/e Gesprächspartner/in überprüfen, ob Ihre Angaben auch stimmen. Das Interesse wird auch darauf gelegt, wo Sie Ihre Schwerpunkte sehen und ob Sie sich wirklich engagieren. Das wichtigste ist, die Frage zielgerichtet zu beantworten. Eine spontane Aneinanderreihung von wichtigen und unwichtigen Tätigkeiten, die den Berufsalltag bestimmten, macht keinen guten Eindruck. Sie sollten sich auch klar machen, dass die Personalentscheider/innen etwas über nützliche Qualifikationen für die neue Stelle hören möchten. Die Nennung von Aktivitäten sollte deshalb nach Bedeutsamkeit gewichtet und auch auf die angestrebte Stelle abgestimmt sein.

Was kann ich tun, wenn mir der/die Personalverantwortliche im Gespräch unsympathisch ist?

In diesem Fall sollten Sie die Abneigung wahrnehmen, aber nicht zulassen, dass Sie davon überwältigt werden. Dies könnte nämlich bewirken, dass Sie kein/e gute/r Gesprächspartner/in mehr sind bzw. sein können. Überlegen Sie auch, ob Sie mit dem/der Personalverantwortlichen direkt zusammen arbeiten werden, wenn Sie den Job bekommen.

Kann ich im Bewerbungsgespräch auch eine Schwäche nennen, die man durchaus auch als Stärke sehen kann? In meinem Fall etwa Perfektionismus.

Das ist eine häufig eingesetzte Strategie. Dies bedeutet aber auch, dass Personalverantwortliche relativ oft ähnliche Antworten erhalten. Beachten Sie also in diesem Fall, dass Sie auch eine Situation beschreiben können, in der sich diese Schwäche schon einmal bemerkbar gemacht hat.

Freunde haben mich darauf hingewiesen, dass ich mit meinen Händen sehr heftig gestikuliere. Wie bekomme ich das beim Bewerbungsgespräch in den Griff?

Stark gestikulierende Hände konservieren Ihre Unruhe. Das kann sich negativ auf Ihre Stimme auswirken. Außerdem wirkt es hektisch und kann die Atmosphäre im Gespräch trüben, was wiederum Auswirkungen auf die Gesprächsqualität und die Beziehungsebene haben kann. Konzentrieren Sie sich darauf, ganz bewusst langsamere und kontrolliertere Bewegungen zu machen. Wenn Sie dazu ein Hilfsmittel brauchen, legen Sie Ihre Hand locker auf einen Stift oder Ihren Block.

Muss ich im Bewerbungsgespräch Fragen zu Partei- oder Religionszugehörigkeit beantworten?

Auf diese Frage müssen Sie nur antworten, wenn Sie sich bei einer Einrichtung bewerben, die eine diesbezüglich eindeutige Tendenz zeigen. Hier haben Sie aber meist schon in den Anforderungen der Stellenausschreibung eine diesbezügliche Formulierung.

Was sollte ich bei der Körperhaltung berücksichtigen, wenn ich meinem/r Interviewer/in im Bewerbungsgespräch gegenüber sitze?

Achten Sie auf eine gerade Körperhaltung, aber übertreiben Sie es nicht. Sie müssen sich wohlfühlen aber nicht zu lässig wirken. Angemessen sitzen Sie, wenn Sie die ganze Sitzfläche beanspruchen, beide Füße am Boden haben und die leicht geöffneten Hände auf den Beinen ablegen. Damit signalisieren Sie Zufriedenheit mit der Situation und Gesprächsbereitschaft. Vermeiden sollten Sie, breitbeinig zu sitzen, weil das als überheblich gedeutet werden kann.

Erst nach dem Gespräch ist mir noch eine Frage eingefallen. Ist es in Ordnung, wenn ich am nächsten Tag anrufe?

Das kommt auf die Frage an: wenn es sich um eine grundlegende und banale Frage handelt fragt sich der/die Interviewer/in schon, wieso Sie diese nicht im Gespräch gestellt haben. Ganz besonders dann, wenn Sie kaum eigene Fragen hatten. Sonst ist es selbstverständlich möglich, dass Sie nachträglich etwas fragen. Oft beendet der/die Interviewer/in das Gespräch ja auch mit der Aufforderung: „Wenn noch Fragen auftauchen, rufen Sie mich an“.